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Arthrose oder Arthritis: Sport hilft bei schmerzenden Gelenken
Wer krank ist, sollte sich schonen und körperliche Anstrengungen meiden. - Diese Regel trifft bei akuten Erkrankungen durchaus zu, bei chronischen Leiden sieht es allerdings ganz anders aus. Natürlich neigen gerade Menschen mit Rheuma - denen viele Bewegungsabläufe Schmerzen bereiten – dazu, sich mit körperlichen Aktivitäten zurückzuhalten. Das ist jedoch ein Fehler, denn Gymnastik und Sport nehmen neben den Medikamenten einen sehr wichtigen Platz bei der Therapie rheumatischer Erkrankungen ein.
Rheuma ist kein einheitliches Krankheitsbild, unter diesem Begriff werden vielmehr eine ganze Menge schmerzhafter und mit eingeschränkter Beweglichkeit einhergehender Erkrankungen am Bewegungsapparat zusammengefasst. Grundsätzlich lassen sich aber zwei Formen unterscheiden, die die Gelenkstrukturen betreffen: "Zum einen gibt es die Arthritis, bei der immer wiederkehrende bzw. ständige Entzündungen in einem oder mehreren Gelenken auftreten, zum anderen die Arthrose, bei der verschleißbedingte Veränderungen an den Gelenken der Grund für die Schmerzen sind", erläutert Prof. Dr. Hans Georg Nehen, Rheumatologe und Direktor der Klinik für Geriatrie des Elisabeth-Krankenhauses Essen. "Aber egal ob Arthrose oder Arthritis, wenn sich Rheumatiker nicht ausreichend bewegen, sind die Folgen die selben: Muskeln verkümmern, Sehnen verkürzen sich, Gelenke versteifen. Sport und Gymnastik können dem entgegenwirken. Körperliche Betätigung kann helfen, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und Schmerzen zu lindern. Außerdem wird die Ausdauer erhöht, die Koordination trainiert, die Beweglichkeit verbessert und möglichem Übergewicht vorgebeugt. Regelmäßiges Training tut aber nicht nur dem Körper, sondern auch der Psyche gut: Glückshormone werden freigesetzt – das hebt die Laune und vertreibt depressive Stimmungen."
Gleichmäßig fließende Bewegungen
Bevor ein Rheumakranker sich für eine Sportart entscheidet, sollte er auf jeden Fall mit seinem Arzt sprechen, denn nicht jede ist für ihn gleich gut geeignet. Grundsätzlich abzuraten ist von extremen Schlag- und Stoßbewegungen wie sie beispielsweise bei die meisten Ballsportarten, Squash oder Tennis vorkommen. Diese belasten Gelenke stark und können sie zusätzlich schädigen. Positiv sind hingegen alle körperlichen Aktivitäten mit gleichmäßig fließenden Bewegungsabläufen. Radfahren, Tanzen, Skilanglauf, Walking, Inline-Skating oder Schwimmen sind ideal. Aber auch hierbei gibt es einiges zu beachten: "Beim Schwimmen eignet sich besonders die Rückenlage oder das Kraulen. Brustschwimmen kann den Rücken ungünstig belastet", so Prof. Nehen. "Wichtig ist, dass das Wasser nicht zu kalt ist – optimal sind Temperaturen um die 30 Grad Celsius." Radfahren bietet sich vor allem für Personen mit Verschleißsymptomen an. Der Sattel trägt das Körpergewicht, so dass Hüft- und Kniegelenke entlastet sind. Prof. Nehen: "Um unnötige Erschütterungen zu verhindern, sollte unebenes Gelände gemieden werden. Für Schlechtwettertage ist ein Fahrradergometer zu Hause eine gute Alternative. Beim Inline-Skating oder Skilanglauf dominieren fließende Bewegungsabläufe. Doch vor dem Ausflug in den Schnee sollten Rheumakranke mit ihrem Arzt abklären, ob der Kältereiz für ihre Gelenke zuträglich ist. Skaten birgt für Ungeübte ein großes Verletzungspotential, weshalb diese Sportart nur erfahrenen Sportlern zu empfehlen ist – Sprünge sind aber auch für sie tabu." Neben einer Ausdauersportart sollten Rheumatiker immer auch Gymnastik betreiben. Krankengymnasten zeigen ihnen geeignete Übungen, die sie dann allein durchführen können. "Die Übungen dienen neben der Vorbeugung von Gelenkversteifungen auch der Vermeidung von Fehlstellungen und ungünstigen Bewegungsmustern", erläutert der Rheumatologe. "Wassergymnastik tut Rheumatikern in der Regel besonders gut. Aufgrund des Auftriebs wird im Wasser ein Drittel weniger Kraft auf Gelenke ausgeübt. In Salzwasser ist dieser Effekt noch größer. Rheumatiker können darin oft Bewegungsübungen machen, die ihnen sonst unmöglich wären oder Schmerzen bereiten würden."
Gemeinsam oder einsam
Für welche Sportart ein Rheumakranker sich auch immer entscheidet: Wichtig ist, dass er sich beim Training nicht überfordert. Individuell muss jeder auf seine Belastbarkeit, den Grad der Beeinträchtigungen und natürlich das Lebensalter Rücksicht nehmen. Prof. Nehen: "Es sollte immer nur bis an die Schmerzgrenze trainiert werden. Bitte niemals diese Grenze überschreiten! Sollten während des Trainings Schmerzen auftreten, muss der behandelnde Arzt davon in Kenntnis gesetzt werden." Kleinere Übungseinheiten mit ausreichend Ruhepausen sind ideal. Empfohlen wird regelmäßig - mindestens zwei- bis dreimal pro Woche - Sport zu treiben. Nur in akuten Krankheitsphasen ist von körperlichen Aktivitäten abzuraten.
Wer sich allein nur schwer zum Sport aufraffen kann, sollte es vielleicht einmal in einer Rheumagruppe versuchen. Solche angeleiteten Trainingseinheiten haben überdies den Vorteil, dass die Sporttreibenden korrigiert werden, sollten sich falsche Bewegungsabläufe einschleichen. Aus den Sprechstunden der Rheumaambulanz weiß Prof. Nehen auch, dass viele Betroffene aufgrund verformter Gelenke eine Scheu davor haben, alleine öffentliche Schwimmbäder aufzusuchen. In der Gruppe fällt es oft leichter, die Krankheit als einen Teil seines Daseins zu akzeptieren und körperliche Handicaps nicht zu verstecken. Zudem tut der regelmäßige Kontakte mit anderen Betroffenen vielen Rheumatikern gut und schafft Raum für Erfahrungsaustausch.
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© Elisabeth-Krankenhaus Essen / NED.WORK Agentur & Verlag GmbH / Veröffentlicht am 10.03.2008