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Rotavirus-Impfung in Deutschland

(pgk) Weltweit – so Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) – verursachen Rotaviren jährlich mehr als 138 Millionen Fälle von infektiöser Enteritis, also einer Darmkrankheit mit schweren Durchfällen. Mit etwa 400.000 bis 600.000 Todesfällen jedes Jahr sind diese Erkrankungen bei Kindern unter fünf Jahren die dritthäufigste Todesursache in Entwicklungsländern. Aber wie sieht es in den Industrieländern aus? Wir haben wirksame Impfstoffe gegen Rotaviren – doch brauchen wir sie?

Neue nationale und internationale Studien brachten erstaunliche epidemiologische Erkenntnisse: Auch in Europa treten jährlich mehr als vier Millionen Erkrankungen auf, über 100.000 der betroffenen Kinder müssen in Kliniken behandelt werden. In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 256.000 Kinder unter fünf Jahren; bei etwa 22.000 Kindern führt die Rotavirus-Infektion zur Krankenhauseinweisung.

Diese Zahlen liegen weit über den tatsächlich in Deutschland gemeldeten Rotavirus-Infektionen, die sich zwischen 38.000 und 67.000 Erkrankungen pro Jahr bewegen. Dies belegt, dass die gemeldeten Fallzahlen nicht die tatsächliche Belastung durch die Erkrankungen widerspiegeln.

55 Prozent der gemeldeten Erkrankungen treten bei Kindern unter fünf Jahren auf. Der höchste Erkrankungsgipfel wird im Alter von 6 bis 24 Lebensmonaten beobachtet. Bis zum zweiten Lebensjahr haben über 90 Prozent aller Kinder mindestens eine Rotavirus-Infektion durchgemacht, Mehrfacherkrankungen sind möglich. Rotaviren sind die häufigsten Erreger schwerer Durchfallerkrankungen im Säuglings- und Kleinkindalter. Auch durch größte Hygienemaßnahmen lassen sich Infektionen nicht vermeiden, denn das Virus ist sehr ansteckend, und für eine Übertragung reichen bereits 10 bis 100 Viren aus (zum Vergleich: bei Salmonellen sind es 100.000 Keime).

Hauptsymptome sind wässriger Durchfall (oft bis zu 20 Mal pro Tag), Erbrechen und Fieber, häufig verbunden mit heftigen Bauchschmerzen. Über 50 Prozent der Patienten zeigen darüber hinaus zusätzlich Atemwegssymptome wie Schnupfen oder Husten. Die Austrocknung aufgrund des großen Flüssigkeitsverlustes kann lebensbedrohlich werden und ist der Hauptgrund für eine stationäre Behandlung. 

Eine medikamentöse antivirale Therapie gegen Rotaviren existiert nicht. Nicht zuletzt deshalb sind die Impfstoffe auch in Ländern wie Deutschland sinnvoll und kein überflüssiger Luxus. Die Grundimmunisierung mit den Schluckimpfstoffen kann ab der 6. Lebenswoche beginnen und sollte zwischen der 24. und 26. Lebenswoche abgeschlossen sein, um einen möglichst frühen Schutz zu erreichen.


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© Deutsches Grünes Kreuz e.V. / Veröffentlicht am 16.10.2007